Aegerten
Aegerten hat das Stromnetz in professionelle Hände gelegt
Seit Anfang Jahr kümmert sich die Energie Seeland
AG um den Betrieb der Energieversorgung Aegerten. Dass die Gemeinde dies neu
Profis überlässt, hängt mit einem Todesfall zusammen.
Quelle Mengia Spahr Ajour / BT Publiziert: 11.01.2024, 18:56 Uhr
Seit dem
1. Januar ist die Energie Seeland AG (ESAG) für die Betriebsführung des
Aegerter Energieversorgers zuständig. Es ist ein weiterer Schritt hin zu einer
Professionalisierung der Energieversorgung Aegerten (EVA).
Die
Geschäfte der EVA werden im Milizsystem geführt; der Gemeinderat, der das
Ressort Finanzen und Energie unter sich hat, ist automatisch ihr Präsident. Die
Gemeinde hat lange selbst Strom eingekauft und dafür gesorgt, dass das Netz
funktioniert.
2022
lagerte dann die EVA Kompetenzen aus. Seither bezieht sie ihren Strom bei
Youtility, einem Dienstleister, der sich darauf spezialisiert hat, regionale
Energieversorger zu unterstützen. Bald darauf zeigte sich, dass der Aufwand für
die Geschäftsleitung in vieler Hinsicht zu gross wird.
Plötzlich war das Wissen weg
Bis vor
zwei Jahren hatte Aegerten ein wandelndes Lexikon in Sachen
Stromversorgung: Kurt Rawyler kümmerte sich 60 Jahre lang um das
Kabelnetz und später auch um die Ortsantenne. Als er im Dezember 2022
unerwartet verstarb, fehlte auf einmal eine Schlüsselfigur.
Kurt Rawyler im Ajour / Bieler Tagblatt
Die EVA
musste über die Bücher, stellte aber schnell einmal fest: Da war niemand, der
in Rawylers Fussstapfen treten konnte. Bis Ende 2023 präsidierte Gemeinderat
Reto Bertolotti die EVA. Wie sein Nachfolger erzählt, gelangte er zur
Erkenntnis, dass es eine Professionalisierung brauche.
Nicht
alle machten bei der Neuausrichtung mit: Im Mai 2023 traten zwei langjährige
Mitglieder aus der Geschäftsleitung der EVA zurück.
Neue Geschäftsführung mit neuer Linie
Der neuen
Geschäftsleitung wurde klar, dass Profis die Betriebsführung übernehmen sollen.
Urs Roth (OV Aegerten) ist Anfang Jahr in den Gemeinderat eingezogen und hat
den Sitz von Bertolotti übernommen. Er schreibt, die Verwaltung und die
Geschäftsleitung seien im vergangenen Jahr an ihre Grenzen gestossen. Es werde
zu viel Fachwissen und Kenntnisse über rechtliche Vorschriften sowie die
Dynamik des Strommarktes gefordert für eine Miliztätigkeit. Und so
unterzeichnete die Gemeinde Ende Dezember einen Vertrag mit der ESAG.
Ein immer grösserer Energieversorger?
Die ESAG
versorgt rund um Lyss Gemeinden mit Strom, Wasser, Fernsehempfang, Internet,
Telefonempfang und Wärme. Ihre Aktionäre sind die Gemeinden Lyss/Busswil,
Grossaffoltern und Worben. Gut möglich, dass die ESAG bald auch für den Strom
in Aarberg zuständig ist: Am 26. Februar stimmt der Grosse Gemeinderat
in Lyss über ihre Fusion mit der Energie Wasser Aarberg AG (EWA) ab.
ESAG - EWA - EVA im Ajour / Bieler Tagblatt
Will
Aegerten Teil dieser grösseren Gesellschaft werden? Plant die Gemeinde
womöglich, sich als Aktionärin zu beteiligen?
Urs Roth
winkt ab. Es sei zu früh für solche Überlegungen. Im Übrigen habe eine mögliche
Fusion von EVA und ESAG keinen Einfluss auf den Entscheid gehabt, dass Aegerten
die Betriebsführung der EVA der ESAG übergibt. Im Vertrag, den Aegerten
unterschrieben hat, ist erst einmal geregelt, dass die ESAG die Betriebsführung
für die nächsten zwei Jahre übernimmt.
Roth und
die Geschäftsleitung der EVA würden nun schauen, was für Erfahrungen die
Gemeinde mit der neuen Betriebsleitung macht. Es sei ihre Aufgabe,
herauszufinden, wie es danach mit der EVA weitergehen soll. Noch sei alles
offen.