Mittwoch, 10. Januar 2024

Elektroversorgung Aegerten EVA

Aegerten

Aegerten hat das Stromnetz in professionelle Hände gelegt

Seit Anfang Jahr kümmert sich die Energie Seeland AG um den Betrieb der Energieversorgung Aegerten. Dass die Gemeinde dies neu Profis überlässt, hängt mit einem Todesfall zusammen.

Quelle Mengia Spahr Ajour / BT           Publiziert: 11.01.2024, 18:56 Uhr

Seit dem 1. Januar ist die Energie Seeland AG (ESAG) für die Betriebsführung des Aegerter Energieversorgers zuständig. Es ist ein weiterer Schritt hin zu einer Professionalisierung der Energieversorgung Aegerten (EVA).

Die Geschäfte der EVA werden im Milizsystem geführt; der Gemeinderat, der das Ressort Finanzen und Energie unter sich hat, ist automatisch ihr Präsident. Die Gemeinde hat lange selbst Strom eingekauft und dafür gesorgt, dass das Netz funktioniert. 

2022 lagerte dann die EVA Kompetenzen aus. Seither bezieht sie ihren Strom bei Youtility, einem Dienstleister, der sich darauf spezialisiert hat, regionale Energieversorger zu unterstützen. Bald darauf zeigte sich, dass der Aufwand für die Geschäftsleitung in vieler Hinsicht zu gross wird.

Plötzlich war das Wissen weg

Bis vor zwei Jahren hatte Aegerten ein wandelndes Lexikon in Sachen Stromversorgung: Kurt Rawyler kümmerte sich 60 Jahre lang um das Kabelnetz und später auch um die Ortsantenne. Als er im Dezember 2022 unerwartet verstarb, fehlte auf einmal eine Schlüsselfigur.

Kurt Rawyler im Ajour / Bieler Tagblatt

Die EVA musste über die Bücher, stellte aber schnell einmal fest: Da war niemand, der in Rawylers Fussstapfen treten konnte. Bis Ende 2023 präsidierte Gemeinderat Reto Bertolotti die EVA. Wie sein Nachfolger erzählt, gelangte er zur Erkenntnis, dass es eine Professionalisierung brauche.

Nicht alle machten bei der Neuausrichtung mit: Im Mai 2023 traten zwei langjährige Mitglieder aus der Geschäftsleitung der EVA zurück.

Neue Geschäftsführung mit neuer Linie

Der neuen Geschäftsleitung wurde klar, dass Profis die Betriebsführung übernehmen sollen. Urs Roth (OV Aegerten) ist Anfang Jahr in den Gemeinderat eingezogen und hat den Sitz von Bertolotti übernommen. Er schreibt, die Verwaltung und die Geschäftsleitung seien im vergangenen Jahr an ihre Grenzen gestossen. Es werde zu viel Fachwissen und Kenntnisse über rechtliche Vorschriften sowie die Dynamik des Strommarktes gefordert für eine Miliztätigkeit. Und so unterzeichnete die Gemeinde Ende Dezember einen Vertrag mit der ESAG. 

Ein immer grösserer Energieversorger?

Die ESAG versorgt rund um Lyss Gemeinden mit Strom, Wasser, Fernsehempfang, Internet, Telefonempfang und Wärme. Ihre Aktionäre sind die Gemeinden Lyss/Busswil, Grossaffoltern und Worben. Gut möglich, dass die ESAG bald auch für den Strom in Aarberg zuständig ist: Am 26. Februar stimmt der Grosse Gemeinderat in Lyss über ihre Fusion mit der Energie Wasser Aarberg AG (EWA) ab.

ESAG - EWA - EVA im Ajour / Bieler Tagblatt

Will Aegerten Teil dieser grösseren Gesellschaft werden? Plant die Gemeinde womöglich, sich als Aktionärin zu beteiligen?

Urs Roth winkt ab. Es sei zu früh für solche Überlegungen. Im Übrigen habe eine mögliche Fusion von EVA und ESAG keinen Einfluss auf den Entscheid gehabt, dass Aegerten die Betriebsführung der EVA der ESAG übergibt. Im Vertrag, den Aegerten unterschrieben hat, ist erst einmal geregelt, dass die ESAG die Betriebsführung für die nächsten zwei Jahre übernimmt. 

Roth und die Geschäftsleitung der EVA würden nun schauen, was für Erfahrungen die Gemeinde mit der neuen Betriebsleitung macht. Es sei ihre Aufgabe, herauszufinden, wie es danach mit der EVA weitergehen soll. Noch sei alles offen.