Mittwoch, 7. Februar 2024

Aegerten trauert um seinen Chroniste

Nachruf

Hans-Ulrich Huguenin hat als langjähriger Posthalter und kompetenter Dorfchronist Generationen in seinen Bann gezogen. Sein reiches kulturhistorisches Erbe lebt weiter.

Markus Dähler  
Publiziert: 6.2.24, 17:00 Uhr / Ajour - BT


Seit sich Hans-Ulrich Huguenin 1971 als neuer Posthalter mit Ehefrau Cecile auf der Gemeindeverwaltung Aegerten angemeldet hatte, suchte er nach historischen Spuren und Dokumenten im «Kirchweiler Bürglen», seinem Heimatort. Ein halbes Jahrhundert später trauern Dorfschaft und Burger mit der Familie am Grab. Am Freitag findet im Kirchgemeindehaus Brügg die Abdankungsfeier statt.

Bis in seine letzten Tage war Hansueli ein interessanter Gesprächspartner. Mit Genugtuung nahm er zur Kenntnis, dass seine akribisch dokumentierte Sammlung von Texten, Bildern, aber auch wertvollen Urkunden im Gemeindearchiv einen sicheren Ort fanden. Und dass erste Ideen und Bemühungen spriessen, sein Erbe nicht nur einzulagern, sondern zu pflegen, vielleicht gar weiterzuführen, war ihm eine Erleichterung.

Zeit, Geld und Herzblut investiert

Seit 2014 hatte Huguenin freien Zugang zum Gemeindearchiv. Der Gemeinderat hat ihm diesen mit der Urkunde als «einzig anerkannten Dorfhistoriker» gewährt. Er erhielt damit die uneingeschränkte Vollmacht, dort weiterhin nach geschichtlichen Fakten und Anekdoten zu forschen.

Was er hier und in den Burgerrodeln oder im Staatsarchiv fand, machte er in Ausstellungen öffentlich. Dabei erfuhr er, wie auch in vielen Vorträgen, Anerkennung und Wertschätzung als Antrieb. «Ich habe viel Zeit, Geld und Herzblut investiert», gestand er einmal der Dorfnachrichten-Journalistin.

Dabei durfte er immer auf die Unterstützung seiner Gattin Cecile zählen. Zusammen haben sie eine Familie gegründet und als Team während 33 Jahren in der Aegerter Post gearbeitet. Nach der Pensionierung verbrachten sie viel Zeit unterwegs in der Natur.

An der Schwadernaustrasse durften sie ihre Kinder aufwachsen sehen und später die Enkelkinder begrüssen. Als Aegerter Burger aus dem benachbarten Port zugewandert, stellte Hans-Ulrich Huguenin seine Dienste dem Burgerrat als Kassier und später als Präsident zur Verfügung. Beim Holzen im Burgerwald fand er den Ausgleich zum Handwerk mit Zahlen, Paketen und Urkunden.

Als Dorfhistoriker hatte er freien Zugang zum Gemeindearchiv. Quelle: zvg

Seeländer durch und durch

Seine Jugendzeit verbrachte er als Sohn der Wirtsleute in den Porter Gaststätten «Löwen» und «Kreuzweg». Der Besuch der Sekundarschule Nidau beeinflusste seine Berufswahl. Dass Hansueli im Militär als Küchenchef wirkte, bevor er zum Fourier avancierte, war weniger bekannt. Sein vielseitiges Engagement für die Alte Garde des Unteroffiziersvereins Biel und Umgebung war dagegen ebenso legendär wie geschätzt.

Geboren am 29. August 1944 interessierten den Chronisten besonders die Beweggründe und das Geschehen während der Weltkriegsjahre. Zu seiner grossen Leidenschaft zählte auch die Geschichte der Griechen, Römer, des Seelandes und der Gemeinde Aegerten.

Die Eichenpfähle aus dem ersten Jahrhundert vor Christus beim «Sunnehus» seines Wohnortes, Überreste des spätrömischen Kastells unter der Kirche Bürglen und 817 n. Chr. die urkundliche Erwähnung des Kirchweiler Bürglen als «Vicus Burgulione»: Der Dorfchronist brachte sein Wissen unter die Leute, war ein humorvoller, belesener, geselliger Erzähler und beliebter Mitbürger.

 

Er war Militärküchenchef und Fourier im UOV Biel-Seeland. Quelle: zvg

Als sich in den letzten Monaten die «Bresten» des Alters gnadenlos bemerkbar machten, wurden Atem und Schritte kürzer. Nach einem längeren Spitalaufenthalt verstarb er Ende Januar. Sein wertvolles kulturgeschichtliches Erbe wird aber weiterleben und sein Lebenswerk ehren.

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