Nachruf
Hans-Ulrich
Huguenin hat als langjähriger Posthalter und kompetenter Dorfchronist
Generationen in seinen Bann gezogen. Sein reiches kulturhistorisches Erbe lebt
weiter.
Publiziert: 6.2.24, 17:00 Uhr / Ajour - BT
Seit sich
Hans-Ulrich Huguenin 1971 als neuer Posthalter mit Ehefrau Cecile auf der
Gemeindeverwaltung Aegerten angemeldet hatte, suchte er nach historischen
Spuren und Dokumenten im «Kirchweiler Bürglen», seinem Heimatort. Ein halbes
Jahrhundert später trauern Dorfschaft und Burger mit der Familie am Grab. Am
Freitag findet im Kirchgemeindehaus Brügg die Abdankungsfeier statt.
Bis in
seine letzten Tage war Hansueli ein interessanter Gesprächspartner. Mit
Genugtuung nahm er zur Kenntnis, dass seine akribisch dokumentierte Sammlung
von Texten, Bildern, aber auch wertvollen Urkunden im Gemeindearchiv einen
sicheren Ort fanden. Und dass erste Ideen und Bemühungen spriessen, sein Erbe
nicht nur einzulagern, sondern zu pflegen, vielleicht gar weiterzuführen, war
ihm eine Erleichterung.
Zeit, Geld und Herzblut investiert
Seit 2014
hatte Huguenin freien Zugang zum Gemeindearchiv. Der Gemeinderat hat ihm diesen
mit der Urkunde als «einzig anerkannten Dorfhistoriker» gewährt. Er
erhielt damit die uneingeschränkte Vollmacht, dort weiterhin nach
geschichtlichen Fakten und Anekdoten zu forschen.
Was er
hier und in den Burgerrodeln oder im Staatsarchiv fand, machte er in
Ausstellungen öffentlich. Dabei erfuhr er, wie auch in vielen Vorträgen,
Anerkennung und Wertschätzung als Antrieb. «Ich habe viel Zeit, Geld und
Herzblut investiert», gestand er einmal der Dorfnachrichten-Journalistin.
Dabei
durfte er immer auf die Unterstützung seiner Gattin Cecile zählen. Zusammen
haben sie eine Familie gegründet und als Team während 33 Jahren in der Aegerter
Post gearbeitet. Nach der Pensionierung verbrachten sie viel Zeit unterwegs in
der Natur.
An der Schwadernaustrasse durften sie ihre Kinder aufwachsen sehen und später die Enkelkinder begrüssen. Als Aegerter Burger aus dem benachbarten Port zugewandert, stellte Hans-Ulrich Huguenin seine Dienste dem Burgerrat als Kassier und später als Präsident zur Verfügung. Beim Holzen im Burgerwald fand er den Ausgleich zum Handwerk mit Zahlen, Paketen und Urkunden.
Als
Dorfhistoriker hatte er freien Zugang zum Gemeindearchiv. Quelle: zvg
Seeländer durch und durch
Seine
Jugendzeit verbrachte er als Sohn der Wirtsleute in den Porter Gaststätten
«Löwen» und «Kreuzweg». Der Besuch der Sekundarschule Nidau beeinflusste seine
Berufswahl. Dass Hansueli im Militär als Küchenchef wirkte, bevor er zum
Fourier avancierte, war weniger bekannt. Sein vielseitiges Engagement für die
Alte Garde des Unteroffiziersvereins Biel und Umgebung war dagegen ebenso
legendär wie geschätzt.
Geboren
am 29. August 1944 interessierten den Chronisten besonders die Beweggründe und
das Geschehen während der Weltkriegsjahre. Zu seiner grossen Leidenschaft
zählte auch die Geschichte der Griechen, Römer, des Seelandes und der Gemeinde
Aegerten.
Die Eichenpfähle aus dem ersten Jahrhundert vor Christus beim
«Sunnehus» seines Wohnortes, Überreste des spätrömischen Kastells unter der
Kirche Bürglen und 817 n. Chr. die urkundliche Erwähnung des Kirchweiler
Bürglen als «Vicus Burgulione»: Der Dorfchronist brachte sein Wissen unter die
Leute, war ein humorvoller, belesener, geselliger Erzähler und beliebter
Mitbürger.
Er war Militärküchenchef und Fourier im UOV Biel-Seeland. Quelle: zvg
Als sich
in den letzten Monaten die «Bresten» des Alters gnadenlos bemerkbar machten,
wurden Atem und Schritte kürzer. Nach einem längeren Spitalaufenthalt verstarb
er Ende Januar. Sein wertvolles kulturgeschichtliches Erbe wird aber
weiterleben und sein Lebenswerk ehren.
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