Medienmitteilung der Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern vom 3.9.2025
2000 Jahre alte Römerbrücke in Aegerten entdeckt
Auf einer Baustelle in Aegerten haben Mitarbeitende des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern Reste einer römerzeitlichen Brücke gefunden. Es handelt sich um zahlreiche Eichenpfähle, die einst zu den Brückenjochen gehörten. Sie überquerte die Zihl und war Teil der römischen Juratransversale. Im ehemaligen Flussbett fanden die Archäologinnen zudem zahlreiche einzigartige Objekte.
Vor rund vierzig Jahren hatte der Archäologische Dienst bereits römischen Militärbauten in Aegerten entdeckt. Diese standen beidseits der ehemaligen Zihl, welche nach der Juragewässerkorrektion verlandete. Nun kamen während Bauarbeiten im selben Bereich mehr als 300 Eichenpfähle zutage, die sich im Grundwasser erhalten haben. Die Archäologinnen und Archäologen entnahmen Proben der Pfähle auf der Baustelle, untersuchten sie im Labor, und bargen zahlreiche weitere Funde aus der Römerzeit. Dabei konnten sie einen Unterbruch auf der Baustelle nutzen – Verzögerungen entstanden durch die archäologische Untersuchung keine.
Jahrgenaue Altersbestimmung
Jahrringuntersuchungen im Dendrolabor des Archäologischen Dienstes zeigten, dass die Brückenjoche immer wieder repariert oder neu erbaut wurden. Nach derzeitigem Stand der Messungen wurde die früheste Konstruktion in der Zeit um 40 v. Chr. erbaut, kurz nach der römischen Eroberung der keltischen Helvetier. Die jüngsten Teile stammen von 369 n. Chr., als das römische Militär unter Kaiser Valentinian den rückwärtigen Raum hinter dem Rheinlimes, der damaligen Nordgrenze des Römischen Reiches, vermehrt sicherte. Die Brücke wurde also mehr als 400 Jahre lang genutzt.
Teil der Juratransversale
Die Brücke stand vor den Toren der Kleinstadt Petinesca
(Studen), einem wichtigen Kreuzungspunkt von Wasserwegen und Landstrassen. Über
Aare, Zihl und die drei Jurarandseen waren die damals grössten Orte des
Mittellandes miteinander verbunden. Zudem führte eine bedeutende Strasse über
die helvetische Hauptstadt Avenches/Aventicum durchs Mittelland nach Osten. Bei
Studen/Petinesca zweigte die Verbindung durch die Taubenlochschlucht bei Biel
über den Jura nach Augst/Augusta Raurica ab. Die neu entdeckte Brücke gehörte
zu dieser Strasse.
Gute erhaltene Funde aus dem Flussbett
Von der Brücke wurden offenbar viele Gegenstände in den Fluss geworfen oder gingen verloren. Die Mitarbeitenden des Archäologischen Dienstes fanden zahlreiche Metallobjekte im Schwemmsand. Gefunden wurden unter anderem Schuhnägel, Hufschuhe, Kummete, Äxte, ein Dreizack zum Fischfang, Schlüssel und Münzen. Besonders bemerkenswert ist ein gut erhaltener grosser Hobel aus Holz und Eisen, der sich dank der Lagerung im sauerstoffarmen Feuchtboden ausnahmsweise erhalten hat. Die Funde werden nun konserviert und untersucht. Sie könnten wertvolle Einblicke in den Alltag der Römerzeit liefern.
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