Das Feld im Bild hinten müsste dringend erneuert werden. Doch die Gemeinden haben nicht genügend Geld auf der Seite, um dafür zu investieren. Quelle: Matthias Käser
Rasenfeld-Misere
Unsicherheit für Traditionsverein SC Aegerten Brügg: Gemeinden kündigen dem eigenen Klub
Den SC Aegerten Brügg gibt es seit über 100 Jahren. Nun könnte er seine Plätze verlieren – wie so oft geht es um Geld.
Vanessa Naef Publiziert: Ajour 20.12.24 , 05:58
Uhr
Die regionale Sportanlage Neufeld in Aegerten – das «Moos» –
ist die Heimat des SC Aegerten Brügg. Der 104-jährige Traditionsverein trägt
dort die Heimspiele seiner 18 Teams aus und er ildet über 200 Junioren aus.
Doch jetzt hat der Klub Sorgen. Die Gemeinden Aegerten, Brügg und Studen haben
ihm vor Kurzem den Mietvertrag gekündigt. Die Kündigung erfolgt auf das Ende
derhsten Saison. «Das verunsichert unsere Mitglieder», sagt Vereinspräsident
Philipp Henzi.
Wie ist es dazu gekommen? Die kurze Antwort: Der Platz ist
zu teuer geworden. Die Gelder aus einem gemeinsamen Topf reichen nicht aus, um
dringend notwendige Investitionen zu tätigen (siehe Infobox).
So wird der Platz finanziert
Seit 2020 haben sich die Gemeinden Aegerten, Brügg und
Studen zusammengetan und betreiben die Anlage, die vorher dem SC selbst
gehörte. Die Gemeinden bezahlen je gleich viel in den Spezialfinanzierungstopf.
Hinzu kommt der Mietzins durch den SC AB. Dieser ist leicht höher als die
Anteile der Gemeinden. «Mit der Spezialfinanzierung wollen wir ein ‹Gliir›
verhindern und klare Verhältnisse für alle Beteiligten schaffen», sagt die
Aegerter Gemeindepräsidentin Christine Rawyler. Doch die 140’000 Franken, die
derzeit in den Topf fliessen, reichen nicht, um neben Unterhalt und Betrieb
nötige Investitionen zu decken. Der SC AB bezahlt momentan 36’000 Franken für
die Miete inklusive Nebenkosten. Die Gemeinden teilen sich den restlichen
Betrag durch drei. Die drei Gemeinden werden ihren gemeinsamen Vertrag
ebenfalls überprüfen und die Geldflüsse anpassen.
2022 Kunstrasen ersetzt
Dazu muss man wissen, dass drei Felder die Anlage bilden. Es
sind dies das neue Hauptfeld, seit 2022 ausgestattet mit einem
Winternaturrasen. Dieser wurde anstelle des damaligen Kunstrasens gebaut (siehe
zweite Infobox). Der Naturrasen erfreute die Fussballerherzen: Ein Crowdfunding
half damals mit, für einen Teil der Kosten aufzukommen. Der Klub titelte: «Weg
vom Kunstrasen – 20 Jahre sind genug!»
Die 3.-Liga-Mannschaft des SC Aegerten Brügg bejubelt einen Treffer.
Quelle: Nik Egger/a
Nun bräuchte es auch auf dem zweiten Platz dringend Ersatz,
dem Trainingsfeld. Dieser Naturrasen gleiche einem Sumpf und lasse sich nur
etwa während vier Monaten im Jahr bespielen, sagt die Aegerter
Gemeindepräsidentin Christine Rawyler (parteilos). Der Grund: Das Wasser läuft
nicht ab.
«Damit man die anderen Plätze schonen kann, wäre es wichtig,
dass man dieses früher als geplant sanieren könnte», sagt Rawyler. Dann könnte
es ganzjährig gebraucht werden. Im Finanzplan 2026 ist das neue Feld als
Investition aufgeführt. «Doch in der jetzigen Situation können wir nicht
investieren.»
Vereinspräsident zuversichtlich
Die Zeit drängt: Auf den übernächsten Sommer hin braucht der
SC Aegerten Brügg einen neuen Mietvertrag, damit die Teams in die neue Saison
starten können. Vertreter des SC handeln nun als Teil der Arbeitsgruppe mit
Gemeindevertretern die neuen Bedingungen aus, zu denen der Klub den Platz
mieten kann. Wie Christine Rawyler bestätigt, wird die Gruppe Anfang Jahr zum
ersten Mal zusammenkommen.
Vereinspräsident Philipp Henzi sagt: «Ich bin
zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt.» Der SC wolle seinen Beitrag für
die «wunderschöne Anlage» leisten. Aber als Verein sei es schwierig, die
Finanzen zu planen, da vieles von Events abhängig sei. Viel mehr wollte Henzi
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.
Die Gemeinde bekennt sich zum SC Aegerten Brügg: Andere
Miet-Interessenten seien ihr nicht bekannt, sagt die Gemeindepräsidentin. «Das
Interesse der Gemeinden ist sehr gross, weiter mit dem SC zu arbeiten.» Und
trotzdem hat die Gemeinde ihrem Fussballverein den Platz gekündigt. «Das war
rechtlich nötig, um den Mietvertrag anzupassen», sagt Rawyler. Die drei
Gemeinden haben das gemeinsam beschlossen und dem Klub mitgeteilt. So würden
für beide Seiten mehr Möglichkeiten bestehen, um die bestehende Situation zu
optimieren, sagt Rawyler. Bei einer Änderungskündigung wäre es nicht möglich
gewesen, die Vertragsgrundlagen gemeinsam mit dem SC AB auszuarbeiten.
In den Verhandlungen solle auch berücksichtigt werden, dass
der Platz, sobald das dritte Feld ersetzt sei, öfter bespielbar sei als bisher
und so dem SC Aegerten Brügg entsprechend einen Mehrwert biete, sagt Rawyler.
Dies bedinge eine Neuverhandlung der Konditionen, um die Investitionen zu
tätigen und um nach der Investition einen höheren Mietpreis zu rechtfertigen.
Dieser Kunstrasenplatz wurde 2022 durch einen Winternaturrasen ersetzt.
Quelle: Peter Samuel Jaggi/a
Trotz Rasenroboter teuer
Zurück zu den gestiegenen Kosten. Der Werkhof der Gemeinde
muss seit dem Wechsel von Plastik auf Natur weitaus mehr Zeit aufwenden, um den
Platz in Schuss zu halten. Und er musste zuerst herausfinden, was dem Rasen
guttut. Wie viel Wasser, wie viel Dünger braucht es? «Weil der Dünger teurer
wurde, haben wir dann etwas gespart damit», sagt Christine Rawyler. Danach habe
man den Rasen wieder aufpäppeln müssen, was wiederum mehr Geld gekostet habe.
Weil die Gemeinde mittlerweile einen Rasenroboter
angeschafft hat, konnte man den Aufwand für den Werkhof minimieren, sagt
Rawyler. Doch das reiche nicht aus, um die «Kostenexplosion» auszugleichen.
Denn neben dem Unterhalt machen der Gemeinde noch andere Kosten zu schaffen.
Etwa die stark gestiegenen Energiekosten, von denen Aegerten besonders
betroffen war.
Rawyler begründet, warum man sich damals für einen
Naturrasen entschieden hat. Bei diesem habe man sich auf Experten abgestützt,
die die Situation geprüft hätten. «Die Investitionskosten für einen
Winternaturrasen waren tiefer und er hat eine viermal längere Lebensdauer»,
sagt Rawyler.
Feld erst 2022 neu gemacht
Der Winternaturrasen wurde für 743’000 Franken angeschafft.
Der Verpflichtungskredit wurde von den Gemeindeversammlungen Aegerten und Brügg
2020 genehmigt; Studen war nicht beteiligt. Zu einem grossen Teil berappte der
SC Aegerten Brügg die Kosten selbst: nämlich 400’000 Franken. Der Rasen
ersetzte den vormaligen Kunstrasen. Dieser war 2001 erbaut worden und war eine
der ersten Kunstunterlagen im Kanton.